Wieder muss die FDP um den Einzug in einen Landtag im Osten bangen. Doch an der Frage hängt viel mehr als bloß Erfolg oder Misserfolg der Liberalen. Im Testlabor Thüringen könnte ein neuer, spannender Versuch starten.

Das Wahlergebnis der FDP wird am Sonntag maßgeblich die künftigen Machtverhältnisse in Thüringen mitbestimmen. Das liegt aber nicht daran, dass die Liberalen besonders viele Sitze im Erfurter Landtag bekommen könnten. Vielmehr muss die Partei bangen, überhaupt wieder in das Parlament einzuziehen. Dennoch – geht die Landtagswahl so knapp aus, wie Prognosen derzeit andeuten, liegen also CDU, Linke und AfD tatsächlich so knapp beieinander – wird die FDP zum Königsmacher im Freistaat. Eine ungewöhnliche Rolle für eine Partei an der Fünf-Prozent-Marke.
Spitzenkandidat der Liberalen im Freistaat ist Thomas Kemmerich. Aktuell sitzt der 54-Jährige im Stadtrat der Landeshauptstadt Erfurt und gehört der Bundestagsfraktion der Liberalen an. Wenn seine Partei nun die Rückkehr schafft, wechselt er in eines der kleinsten Landesparlamente der Bundesrepublik. Darauf freue er sich, sagt er. In der Landespolitik sei vieles ein bisschen “konkreter”, projektbezogener. Vor einigen Wochen wurde im Bundestag über den Bericht zum Stand der deutschen Einheit diskutiert. Viele Redner und Rednerinnen nutzten ihre Zeit für eine Grundsatzdebatte. Kemmerich zählte eine lange Liste auf, was alles im Osten zu tun sei. Manch einer mag nicht mehr erkennen, für welche Inhalte die FDP konkret steht. Die Rede des FDP-Politikers, der im Freistaat eine Friseur-Kette führt, bestand fast nur aus konkreten Ideen.